Gerade noch vor Beginn der Rau(c)hnächte möchte ich eine Neuerscheinung zum Thema Räuchern präsentieren. Auch wenn es als Handbuch bezeichnet wird, ist es ein umfassendes Kompendium, das auch weit über den Tellerrand blickt. Dabei war es dem Autor Alexander Glück wichtig, das Räuchern einmal frei von Ideologien und spirituellen Vorgaben auszubreiten. Nicht alle, die sich fürs Räuchern interessieren, wollen ins Reich der Feen und Elfen eintauchen.
Das schon vielfach beschriebene „Räuchern im Jahreskreis“ nimmt in diesem Buch nicht allzu viel Platz ein, dafür wird die Räucherpraxis umso ausführlicher besprochen. Hier wird das Für und Wider der verschiedenen Wärmequellen und Räuchergefäße eingehend dargelegt. Ich finde das hochinformativ; die Vielfalt an Möglichkeiten hat mich immer eher überfordert als inspiriert. Endlich erfahre ich die praktischen Überlegungen hinter den verschiedenen Räucherschalen und -stövchen, sowie die kulturell-spirituellen Hintergründe.
Als Praxisbuch enthält es jede Menge Rezepte und Anleitungen, Vorschläge für Themen- und Jahreszeiten-Räuchermischungen. Erfreulicherweise wurde dem Räuchern mit heimischen Materialien ein eigenes Kapitel gewidmet. Rinden, Harze, Nadeln und Kräuter zum Räuchern selbst zu sammeln, finde ich viel reizvoller als die Handelsware ungewisser Herkunft mit ihrer umwerfenden Geruchsintensität.
„Jeder lieb gewonnene Küchennapf kann mehr bedeuten als die mit Pentagrammen verzierten Schälchen, die als anonyme Massenware im Esoterikhandel angeboten werden.“ S. 99
Das Räuchern ist die Ur-Form der Aromatherapie, die sich heute der ätherischen Öle bedient. Konsequenterweise findet sich dazu in diesem Räucher-Buch ein Kapitel übers „Räuchern extrem“. Hier geht der Autor auch noch auf die Einsatzmöglichkeiten dieser hochpotenten, flüchtigen Pflanzenstoffe ein.
„Das Räuchern ist stets ein Vorgang, bei dem man
etwas aussucht, um es weiter zu geben.“ S. 96
Als Journalist und Buchautor hat Alexander Glück seinen Schwerpunkt in den Kulturwissenschaften, sein umfassendes Wissen reicht über die historisch überlieferten Traditionen bis hin zu moderneren Entwicklungen der Räucherpraxis. Dabei ist er kein schnöder Pragmatiker: Er hat viele Jahre Erfahrung mit dem Räuchern, und die Begeisterung für Rituale und für das Geheimnisvoll-Meditative lässt sich nicht leugnen.
Was mir persönlich allerdings fehlt: die Pilze. Sowohl als Hitzespender als auch als Räuchermittel sind Pilze aus der Kulturgeschichte des Räucherns eigentlich kaum wegzudenken. Trotzdem habe ich große Freude an diesem Buch, es ist ein reicher Fundus an Ideen und Möglichkeiten. Die eigentlichen zwölf Rauhnächte beginnen am Abend des 25. 12. und enden mit dem Dreikönigstag am 6.1. In dieser dunkelsten Zeit im Jahr sind wir eingeladen, nach innen zu schauen und zu horchen. Eine gute, unverkrampfte Räucherung kann dabei sehr hilfreich sein. Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr!
Lieber Martin, Räuchern im Blumentopf ist eine originelle Idee, kann mir aber vorstellen, dass das gut funktioniert! Aber pass auf, dass du dich nicht verirrst vor lauter Rauchschwaden! ;D
Ich hoffe, das neue Jahr hat gut für dich begonnen! Liebe Grüße!
Ich verwende als Stövchen einen kleinen rechteckigen Blumentopf (schaut irgendwie chinesisch aus) mglw. ein Bonsai Blumentopf mit zwei Löchern im Boden. Er ist mir schon recht ans Herz gewachsen. Geräuchert habe ich bisher mit Salbei, Drachenblut, Moschus und Weihrauch – natürlich. Am liebsten verwende ich Weihrauch. Dann habe ich so einen Nebel in der Wohnung dass man die Hand vor Augen nicht mehr sieht. Einmal kam sogar die Polizei. (Scherz) Und als Hitzequelle verwende ich kleine runde Kohlen und es macht mir immer großen Spaß wenn die Kohle beginnt durchzubrennen. Liebe Grüße, frohe Weihnacht und einen beschaulichen Jahreswechsel. Ich hoffe wir sehen uns im nächsten Jahr.